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Wie kommt eine Bankkauffrau dazu, Lehrerin zu werden?

 

Ganz einfach – indem sie das schon lange vorher wollte!

 

Meine Erinnerungen daran, dass ich Lehrerin werden wollte, reichen ganz sicher bis in die Grundschulzeit zurück und eigentlich habe ich daran auch nie gezweifelt. Da es in meiner Familie aber schon ungewöhnlich war, dass ich als eine von drei Geschwistern das Abitur machte, waren meine Eltern der Meinung, dass es damit dann doch aber auch genug wäre und ich endlich etwas für meinen Lebensunterhalt tun könne. „Mach was Kaufmännisches, dann haste was", war die erklärte Meinung meiner Eltern, der ich mich als folgsame Tochter auch zu fügen hatte.

 

So führte mein erster Schritt in das Berufsleben – abgesehen von Schüler-Aushilfsjobs in den Ferien, Putz- und Nachhilfestellen zur Taschengeldaufbesserung – mich in die Bank: Ich absolvierte eine Ausbildung zur Bankkauffrau.

 

Anschließend konnte ich es mir zwar nicht sofort, ein Jahr später dann aber doch, leisten, ein Studium in der Freien Universität Berlin zu beginnen und nebenbei weiterhin in der Bank zu arbeiten, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Nicht nur deswegen, sondern auch, weil während des Studiums mein Sohn geboren wurde, war ich gezwungen, schnell zu studieren. Das war aber auch eine bewusste Entscheidung, denn ich wollte sofort nach dem Studium in die Schule und arbeiten können. Dank des Studiensystems in den 80er-Jahren war es noch problemlos möglich, während des Studium das Abschlussziel oder auch die Fächer zu wechseln, so dass ich neben meinem Hauptfach Deutsch auch Biologie und Englisch sowie zeitweise Sport studiert und erst nach der Hälfte der Zeit vom beabsichtigten Studienratsabschluss in die Grundschullaufbahn gewechselt bin und mein Studium trotzdem schon nach 4 Jahren beendet habe.

 

 

 

Grundschule am Dielingsgrund, Berlin-Lichtenrade

 

Unmittelbar nach meinem Studium begann ich meine Anwärterzeit in der Grundschule am Dielingsgrund. Ich hatte das Glück, in ein ausgesprochen offenes Kollegium zu kommen, das mich herzlich aufnahm und immer nach Kräften unterstützte. Das Beste aber war meine anleitende Lehrerin, die zwar 26 Jahre älter ist als ich, aber noch heute zu meinen besten Freundinnen zählt. Sie gab mir in ihrer Klasse die Möglichkeit, mich und meine Ideen bedingungslos auszuprobieren und war immer offen für Neues. Da es in der Schule auch Kolleginnen mit einem Montessori-Diplom gab, in deren Klassen ich viel hospitieren und mitarbeiten durfte, war diese eine sehr prägende Zeit für mich. Als meine anleitende Lehrerin dann auch noch krankheitsbedingt für längere Zeit ausfiel, war es für mich völlig selbstverständlich, noch während der Ausbildung die Klassenleitung zu übernehmen und die Zeugnisse für die Kinder zu schreiben.

 

 

 

Und nun?!

 

Nicht zuletzt, weil ich in meiner Ausbildungsschule die Aussicht hatte, eine 1. Klasse zu übernehmen, habe ich mich freiwillig bereit erklärt, die erste Prüfung nach den Sommerferien zu absolvieren. So hatte ich 10 Tage nach Schuljahresbeginn meine erste eigene Klasse und musste eigentlich nur noch das offizielle Ende meines Ausbildungsvertrags im November abwarten, um endgültig in den Schuldienst übernommen werden zu können. Leider kam es anders...

 

Es gab einen „Haushaltsstopp" in Berlin und niemand aus meinem Ausbildungsdurchgang bekam eine Stelle. Wir alle kamen auf eine Warteliste, die nach Fächern und Abschlussnoten erstellt wurde und mir mit dem Fach Deutsch denkbar geringe Chancen auf eine Stelle in absehbarer Zeit einräumte. Anstatt mich – wie empfohlen – arbeitslos zu melden, beschloss ich, mich ab dem nächsten Tag selbständig zu machen.

 

So war ich dann sowohl als Dozentin in der Erwachsenenbildung und Berufsausbildung z.B. mit Deutsch- und Englischunterricht in der Krankenpflegeschule des St. Marien-Krankenhauses sowie als Nachhilfelehrerin tätig, habe nebenbei aber auch wieder in der Bank gearbeitet.

 

Parallel dazu habe ich den Aufbau des „Kinderclub Lichtenrade" geplant, den ich ein Vierteljahr später eröffnen konnte, nachdem ich alle Genehmigungen dafür hatte. Dieses war ein Miniclub für Kinder bis zum Schulalter, ein Hort und eine Nachhilfeschule für Schulkinder und eine Abendschule für Erwachsene mit betriebswirtschaftlichen Kursangeboten. Nach einiger Zeit wurde diese Einrichtung so gut angenommen, dass ich einige Angestellte beschäftigen und mich wieder meiner eigentlichen Leidenschaft – der Schule – intensiver widmen konnte.

 

 

 

Islamische Grundschule, Berlin-Kreuzberg

 

Für zwei Jahre war ich befristet in der Islamischen Grundschule, einer Privatschule in Kreuzberg, als angestellte Lehrerin beschäftigt. In einem Hinterhaus in der Boppstraße hatte ich eine 4. Klasse, die ich bis zum Ende der 5. Klasse begleitet habe, dann aber abgeben musste, weil mein Vertrag auslief. Im Erdgeschoss des Hauses befand sich eine Moschee, die uns aber auch als „Sporthalle" diente und die Hofpause verbrachten die Kinder auf dem öffentlichen Spielplatz gegenüber der Schule. Es war eine unglaublich spannende Zeit, denn in dieser Schule waren nur muslimische Kinder – überwiegend türkischer und arabischer Herkunft. Ich habe viel über ihre Kultur und Religion gelernt, denn die muslimischen Feste und Rituale waren eingebunden in unseren Schulalltag. Entgegen vieler Nachfragen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis musste ich diese nicht mitmachen, sie den Kindern aber ermöglichen. Auch musste ich nicht verschleiert unterrichten, mich aber schon in meiner Kleidung und meinem Auftreten anpassen. Das alles war auch deswegen gar nicht so schwierig, weil von den meisten Eltern erwartet wurde, dass man als Lehrerin zu Elterngesprächen zu den Kindern nach Hause ging. Neben der legendären Gastfreundschaft vieler Familien ging es dabei oft viel lockerer zu als man vielleicht vermuten würde und so habe ich auch auf diesem Weg ganz viel über das Leben dieser Familien erfahren. Noch heute helfen mir diese Erfahrungen oft im Umgang mit Familien anderer Kulturkreise.

 

Inhaltlich habe ich mich hier vor allem dem Aufbau einer DaZ-Lernwerkstatt gewidmet, was ich nicht nur in der Schule initiiert, sondern auch innerhalb Berlins (seinerzeit in den Räumen der ehemaligen Landesbildstelle) mitgestaltet habe. Da wir ein Kollegium von nur 9 Personen waren, war auch dieses wieder eine sehr intensive und lehrreiche Zeit, die ich sehr genossen habe.

 

 

 

Herbert-Tschäpe-Grundschule, Mahlow (Land Brandenburg)

 

In Mahlow habe ich nur ein halbes Jahr gearbeitet, da ich noch während meiner Probezeit dort endlich das langersehnte Angebot aus dem Berliner Schuldienst bekam. Aber auch diese Schule war eine ganz eigene Erfahrung. Nicht nur, dass sich die Unterrichtsmethoden und -vorstellungen der meisten Lehrkräfte noch deutlich von dem unterschieden, was ich im Studium gelernt hatte und seit einigen Jahren nun selbst praktizierte – auch das Einzugsgebiet der Schule war zu diesem Zeitpunkt höchst spannend. Neu war für mich auch die bewusste Pflege des Berliner Dialekts, den meine Eltern bei uns Kindern immer versucht hatten, zu vermeiden. An meinem ersten Tag dort erklärte mir ein 5-Klässler in Bezug auf eine erteilte Hausaufgabe: „Ick kann det nich machen, ick jeh heut´ zu meine Atze in´ Knast!" Diese Aussage war irgendwie bezeichnend für einen Teil der Kinder, die ich dort neben denen unterrichtete, die gerade erst mit ihren Eltern aus Berlin in den „Speckgürtel" gezogen waren, und nun in einem der vielen Reihenhäuser einer neu geschaffenen Wohnsiedlung lebten. Es ist immer schwer, es allen Eltern einer Klasse recht zu machen, ich habe es aber nie wieder so intensiv erlebt wie in dieser Schule.

 

 

 

Grundschule am Ginkobaum, Berlin-Johannisthal

 

In der Grundschule am Ginkobaum übernahm ich zunächst vertretungsweise die Klassenleitung der Klasse 3b, die ich dann bis zum Ende der Grundschulzeit nach der 6. Klasse behielt. Die lange gemeinsame Zeit und vier tolle Klassenfahrten – eine davon mit „Survival-Training" und zuletzt für 10 Tage an die Nordsee nach Cuxhaven – sorgen bis heute für viele unvergessene Erinnerungen. Inzwischen haben diese Kinder alle die Schulzeit hinter sich gelassen.

 

Anschließend übernahm ich im Schuljahr 2004/2005 die Klasse 1b. Das war schon insofern eine ganz besondere Klasse, als wir darin ein Drillings- und zwei Zwillingspärchen hatten – sieben Kinder aus drei Familien. Besonders war aber auch, dass mit Beginn dieser Klasse die Horte und Erzieherkollegien in die Grundschulen kamen und ich die Zusammenarbeit mit „meiner Erzieherin" Bine begann. Kurioserweise ist Bine die Mutter eines Schülers meiner vorhergehenden Klasse, so dass wir uns darüber bereits kannten und unsere Zusammenarbeit beschlossen hatten. Sowohl für uns als auch für die Kinder war das sicher ein ganz großer Gewinn. Wir haben uns nicht nur blind verstanden und damit grundsätzlich gleiche Vorstellungen und Ideen vertreten, sondern sogar regelmäßig und unabhängig voneinander gleiche Kommentare und Anweisungen gegeben. Für die Kinder war das sicher nicht ganz leicht, denn die Devise „Wenn ... nein sagt, frag ich eben ..." war damit mal komplett ausgehebelt, was sie oft mit einem entnervten „Das liegt nur daran, dass du auch eine Bine bist", kommentierten. Damit waren wir vermutlich das beste Beispiel einer problemlos funktionierenden Erzieherin-Lehrerin-Kooperation, sondern auch einer gelungenen Ost-West-Kooperation, die wir beide verkörpern und der wir bis heute nachtrauern. Gemeinsam waren wir auch mit dieser Klasse jedes Jahr zur Klassenfahrt. Selbst das erste Jahr beschlossen wir mit einer „Mini-Klassenfahrt" nach Tegel. Aus Johannisthal kommend war das definitiv eine Reise für die Kinder... Für die Eltern war es der Beweis, dass die Kinder reif genug sind, im 2. Schuljahr nach Schloss Boitzenburg zu fahren – mit Zirkusprojekt und Fußball-WM-Sommermärchen im Gewölbekeller.

 

Zum Ende der 2. Klasse gab ich diese Klasse schweren Herzens, aber aus Vernunftsgründen ab. Ich war die jahrelange Fahrerei von Zehlendorf nach Treptow leid und hatte mich auf eine Konrektorenstelle in Zehlendorf beworben. Da unklar war, wann diese besetzt werden würde, übernahm ich zum folgenden Schuljahr keine eigene Klasse mehr. Die Kinder waren über zwei Jahre ein sehr selbständiges und eigenverantwortliches Arbeiten gewöhnt. Da mein Nachfolger diese Art des Arbeitens weder kannte noch praktizierte, ging unsere bisher zwar immer lebhafte, aber gut zu händelnde Klasse plötzlich sprichwörtlich „über Tische und Bänke", sobald Bine nicht mit im Raum war. Ich entschied mich, meine aktuelle Bewerbung auf die Konrektorenstelle zurückzuziehen, bewarb mich auf eine zum kommenden Schuljahr ausgeschriebene Stelle und übernahm auf Bitten der Schulleiterin erneut die Klassenleitung meiner bisherigen Klasse. In dem langen Bewusstsein, dass das unser letztes gemeinsames Jahr sein würde, genossen wir das ganz besonders, ernteten die Früchte unserer Arbeit der ersten zwei Jahre und beschlossen alles mit einer zweiten Abschiedsfeier, bevor ich endgültig nach Zehlendorf wechselte. Aus dieser Klasse bekam ich bis zum Abitur von einem ganz besonderen Schüler der Klasse jedes Mal am Zeugnistag binnen weniger Stunden das eingescannte Zeugnis mit ausführlicher Analyse zugeschickt. Ganz besonders war dieser Schüler nicht nur, weil er die Schule als „Antragskind" ein Jahr früher bereits lesend und schreibend begann, nach der 2. Klasse in die 4. sprang und ein weiteres Jahr später in die Schnelllernerklasse des Heinrich-Hertz-Gymnasiums wechselte, sondern vor allem, weil er dabei ein absolut liebenswerter und freundlicher Junge war und ist. Obwohl auch ich längst nicht mehr verstand, wovon er sprach, wenn er mir von seinen Projekten aus der Schule erzählte, wird er seinem Gegenüber nie das Gefühl geben, dass er sich für etwas Besseres hielte oder genervt von dessen Unwissenheit wäre. Inzwischen hat er wenige Tage nach seinem 17. Geburtstag das Abitur mit 1,0 bestanden und eine Stelle bei SAP angetreten. Den Vater meiner Drillinge habe ich zufällig in einer Mercedes-Niederlassung wiedergetroffen und auch von ihm erfahren, was die drei aus ihrem Leben machen. Auch, wenn man die Kinder natürlich aus den Augen verliert, ist es immer wieder schön, vom einen oder anderen zu erfahren, wie es ihr oder ihm geht.

 

Insgesamt war ich in dieser Schule knapp sieben Jahr und habe hier nicht nur umfangreiche Gremienerfahrungen als Mitglied der erweiterten Schulleitung und zahlreicher Steuergruppen gesammelt, sondern auch gemerkt, dass man mit Engagement und Begeisterung für eine Sache oft ganz leicht auch anfänglich noch so unwillig wirkende Kolleginnen und Kollegen anstecken und mitreißen kann. Das galt nicht für die jährlichen Einschulungs- und Weihnachtsfeiern, die wir von eingefahrenen Strukturen befreit und immer wieder neu gestaltet und verändert haben, sondern auch für viele Unterrichtsinhalte und -methoden, die anfangs alle für „neumodischen Kram" hielten und schon von daher erst einmal ablehnten. Ich habe in der Grundschule am Ginkobaum sowohl die CidS- und Intel-Projekte begleitet als auch in dieser Zeit meine Qualifikation zur LRS- und SaPh-/JüL-Fachmultiplikatorin absolviert. In beiden Bereichen habe ich auch über mehrere Jahre die Regionalen Fachkonferenzen geleitet. „Folgerichtig" haben wir in der Grundschule am Ginkobaum noch vor der Verpflichtung das jahrgangsübergreifende Lernen für die SaPh eingeführt, was nach meinem Weggang sogar zu JüL 1-3 und 4-6 weiterentwickelt wurde.

 

 

 

Schweizerhof-Grundschule, Berlin-Zehlendorf

 

Mein Einsatz als Konrektorin in der Schweizerhof-Grundschule begann ebenso überraschend wie er sich wenig später entwickelte. Nachdem die Schulrätin in Treptow meine Freigabe mehrfach abgelehnt und lange verweigert hatte, erhielt ich wenige Tage vor Schulbeginn in den Sommerferien plötzlich einen Anruf, wonach meine Umsetzung nun erfolgt sei. Ich trat meinen Dienst an und war sofort schockiert. Das, was sich im Vorfeld vage abgezeichnet hatte, manifestierte sich, als ich das erste Mal in der Gesamtkonferenz war: Mir saß ein Kollegium gegenüber, in dem mich nahezu alle mit vor der Brust verschränkten Armen fast provokativ – in jedem Fall aber herausfordernd – anblickten! Hintergrund dessen war ein bereits lange schwelender Konflikt zwischen einem großen Teil des Kollegiums, zahlreichen Eltern und des Fördervereins der Schule auf der einen und der amtierenden Schulleiterin auf der anderen Seite. In dessen Folge war nicht nur die Website der Schule abgeschaltet worden, da sich der Konflikt in deren Gästebuch entladen hatte, sondern auch die bisherige Konrektorin gegen ihren Wunsch und den der meisten Kollegen und Eltern umgesetzt worden und ich trat nun ihre Nachfolge an...

 

So sehr ich mir auch vorgenommen hatte, nicht „zwischen die Fronten" dieses Konflikts geraten zu wollen, war das spätestens geschehen, als sich die Schulleiterin im nachfolgenden Frühjahr krank meldete und mir sofort zahlreiche Kolleginnen und Kollegen ihre uneingeschränkte Unterstützung zusicherten. Da sich die Erkrankung der Schulleiterin zu einem langfristigen Ausfall entwickelte, aus dem sie nie wieder an die Schule zurückkehrte, war ich nach wenigen Monaten meiner ersten Erfahrungen als Konrektorin unweigerlich gezwungen, die Schule zu leiten. Mit vereinten Kräften funktionierte das aber ziemlich reibungslos. Selbst die Klassenfahrt, die ich zum Beginn des nachfolgend Schuljahres geplant hatte, konnte ich machen, da sich Kolleginnen und Kollegen bereitfanden, die sich in die erweiterte Schulleitung wählen ließen und mich in dieser Zeit vertraten. Obwohl die Schulleiterin sich anfangs immer nur für kurze Zeiträume weiter krank meldete war relativ schnell und deutlich zu spüren, dass sich alle zunehmend entspannten und sich so etwas wie einen Neuanfang wünschten. Dieser gelang uns tatsächlich, indem wir zum Beginn des nächsten Schuljahres beschlossen, das nun folgende Schuljahr zehn Tage früher zu beenden und ein großes Projekt für die ganze Schule und mit allen unseren Kooperationspartnern durchzuführen und damit nicht nur das Ende unserer jahrelangen Odyssee, sondern auch das 60-jährige Bestehen unserer Schule zu feiern. Zugleich hatten wir uns vorgenommen, zum Ende des Schuljahres Eltern und Kinder einzuladen, die unsere Schule kennen lernen wollten, um zu zeigen, welch tolle Arbeit in unserer Schule geleistet wird und sie über unser Gelände und durch das Angebot der Schule zu führen. Was lag da näher, als sich den gleichnamigen Sagenstoff vorzunehmen und ein Tanz- und Theaterprojekt mit dem Titel „Odyssee 2009" zu initiieren?!

 

Unter der künstlerischen Leitung von Nadja Raszewski von der TanzTangente Berlin e.V. und in Kooperation mit dem Fachbereich Erzählkunst der Universität der Künste Berlin, dem Sonnenhaus Berlin und vielen weiteren Partnerinnen und Partnern haben wir ein Projekt auf die Beine gestellt, in das alle 520 Schülerinnen und Schüler in Klassen und Arbeitsgemeinschaften intensiv und auf höchst unterschiedliche Weise eingebunden waren. Nachdem die Töpfer-AG bereits im Winter mit der Herstellung der ersten Büsten, Töpfe, Krüge und Amphoren begonnen hatte, waren ab April Studierende des Fachbereichs Erzählkunst zu jeweils drei Terminen in allen 22 Klassen der Schule und haben die Geschichte der Odyssee altersgerecht erzählt. Im Juni gab es dann ein großes Wochenendtreffen, bei dem sich 120 Mitglieder der Schulgemeinschaft um die Säuberung und Verschönerung unseres Schulgeländes bemühten. Anfang Juli begann das eigentliche 10-tägige Projekt, in dem alles das vorbereitet wurde, was dann in vier Aufführungsdurchgängen ab Freitagmittag präsentiert werden sollte. Neben den beiden Theater-AGs, die als Griechen und Götter den Rahmen der Handlung boten, der Tanz- und der Einrad-AG gab es fünf weitere Klassen, die – angeleitet von jeweils zwei Theaterpädagoginnen und -pädagogen – die verschiedenen Stationen der Odyssee darstellten. Alle anderen Klassen malten Bilder und stellten Requisiten und Bühnenbilder her, malten Wandfriese und Landkarten, stellten Skulpturen her und organisierten eine Literaturausstellung. Die älteren Schüler der Klassen 5 und 6 übernahmen die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, verteilten Flyer und Plakate, filmten und dokumentierten. Und während der ganz Zeit waren in der Schule und auf dem Gelände mehrere „Hermes-Boten" unterwegs, die Fragen, Informationen und Materialien von der einen zur anderen Gruppe brachten und – angeleitet von Nadja Raszewski und gemeinsam mit unserem Hausmeister – alles am Laufen hielten. Nach zwei Wochen bei bestem Wetter und strahlendem Sonnenschein, mit allen Höhen und Tiefen eines solchen Projekts öffnete der Himmel nach der ersten Szene im Freien seine Schleusen, konnte uns allen aber das völlig überwältigende Gmeinschaftsgefühl und den Stolz auf das, was wir geschaffen hatten, partout nicht nehmen. In Windeseile wurden alle in der Schule auffindbaren Schirme und Planen verteilt und die 2. Szene spontan in die Turnhalle verlegt. Und zur Abendvorstellung strahlte dann auch schon wieder die Sonne. Am Ende war die Nachfrage so groß, dass aus vier geplanten Aufführungen sieben wurden – mit Tänzen, Masken und Musik von Schülerinnen und Schülern aller Altersstufen. Den krönenden Abschluss jeden Durchgangs bildete der Empfang in der von Eltern, einer 5. Klasse und unserer Schulsekretärin betreuten griechischen „Taverne Ithaka". Als wir am Montag die letzte Aufführung hinter uns hatten, waren alle ausgesprochen erschöpft, aber glücklich und zufrieden. Hinter uns lag eine lange Odyssee und wir waren auf dem Olymp angekommen. Vor uns lagen nur noch die Zeugnisausgabe, die Verabschiedung der Sechstklässler und die Sommerferien am nächsten Tag. 

 

Nach dieser sehr intensiven Zeit weiß ich nicht nur, was man unter Konfliktmanagement versteht, sondern auch, dass ich meinen Beruf mit allen seinen Facetten und Herausforderungen absolut liebe und auch beherrsche. Nach 16 Monaten, in denen ich diese große Schule stellvertretend und ohne eine Nachbesetzung der Konrektorenstelle geleitet hatte, endete das Auswahlverfahren für die Schulleitungsstelle damit, dass der Schulkonferenz nur ein Bewerber vorgeschlagen wurde, der „qualitativ so überragend war, dass ihm der Vorzug zu geben war". Es war das Jahr der Einführung der Sekundarschule und der entsprechende Bewerber war ein Realschulkonrektor, dessen bisherige Schule geschlossen wurde. Er hatte bereits die Besoldungsstufe der ausgeschriebenen Stelle, die für mich eine Beförderungsstelle gewesen wäre und somit mit gegenüber einen Laufbahnvorsprung – so ist das eben im öffentlichen Dienst...

 

Ein weiteres Jahr habe ich mit dem neuen Schulleiter gemeinsam – dann wieder als Konrektorin – gearbeitet und mich bemüht, ihm einen guten Start in der neuen Position, der neuen Schulform und in dieser so ganz besonderen Schule zu ermöglichen. Darüber, dass ich begonnen hatte, eine Kooperation zur Verbesserung der Praktikumsbedingungen für die Studierenden mit der Freien Universität Berlin aufzubauen, erhielt ich kurz vor Ende des Schuljahres von dort die Anfrage, ob ich mir nicht vorstellen könne, mich auf eine dort ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Professor Ramseger suchte für den Lernbereich Sachunterricht in der Grundschulpädagogik eine abgeordnete Lehrkraft. Somit wechselte ich zum Beginn des nächsten Schuljahres in die Freie Universität. Zuvor wurde unsere „Odyssee 2009" aber noch von der Kulturstiftung der Länder im Rahmen ihrer Bildungsinitiative Kinder zum Olymp! mit dem 1. Preis im Wettbewerb „Schulen kooperieren mit Kultur" ausgezeichnet.

 

 

Freie Universität Berlin und Schulkooperationsprojekt „uni at school", Berlin-Dahlem

www.uni-at-school.de

 

In der Freien Universität Berlin war ich als „Lehrkraft für besondere Aufgaben" in der Grundschulpädagogik im Lernbereich Sachunterricht beschäftigt. Es hat mir großen Spaß gemacht, mich über 20 Jahre nach meinem eigenen Studium mal wieder mit der Theorie und dem aktuellen Wissenschaftsstand meines Berufsfeldes zu befassen, andererseits aber auch meine inzwischen doch sehr umfangreichen Erfahrungen aus dieser Zeit an die Studierenden weitergeben zu können. Ausgehend davon, dass ich 28 Wochenstunden Unterricht gewöhnt bin, waren wöchentlich 18 Stunden Lehre schon nach kurzer Zeit problemlos zu bewältigen und ließen mir auch neben den zu betreuenden Modul- und Bachelorabeiten sowie den abzunehmenden Prüfungen immer noch ausreichend Zeit, mich mit dem zu beschäftigen, was mir darüber hinaus am Herzen lag.

 

Gemeinsam mit Studierenden habe ich während meiner Zeit als Dozentin in der Freien Universität Berlin das Schulkooperationsprojekt „uni at school" initiiert und mit Hilfe einer zugehörigen Website erfolgreich zum Laufen gebracht. Für alle Beteiligten war das mit viel persönlichem Engagement, einem hohen Maß an zusätzlichem Zeitaufwand, aber auch mit viel lohnenden Erfahrungen und Kontakten verbunden. Nach nicht ganz einem Jahr hatten wir 18 feste Kooperationsschulen mit noch mehr Lehrkräften gewonnen, in denen 26 Studierende dauerhaft im Unterricht oder in einzelnen Projekten aktiv waren.

 

Zum Ende meiner zweijährigen Abordnung an die Freie Universität Berlin habe ich mich entschlossen, diese nicht zu verlängern und in die Schule zurückzukehren, da ich mich ansonsten auf mindestens fünf weitere Jahre ohne jedwede Möglichkeit der persönlichen Weiterentwicklung hätte festlegen müssen. Um erst einmal wieder in der Schule „anzukommen", hatte ich mich entschlossen, mich nicht sofort auf eine Schulleiterinnenstelle zu bewerben, sondern erst einmal wieder als Konrektorin zu beginnen. Damit war es nun leider nicht mehr möglich, dass ich das Projekt weiter betreuen durfte, ich arbeite aber immer noch gern und bei verschiedenen Gelegenheiten mit der Freien Universität zusammen. So habe ich in der letzten Zeit selbst verschiedentlich Studierende in ihren Praktika betreut, sie aber auch Unterrichtsstunden und -einheiten für Bacherlor- und Masterarbeiten in meiner Klasse durchführen lassen und zu meiner Klassenfahrt mitgenommen. Die Inhalte der Website zum Schulkooperationsprojekt wurden auf die Seite der Freien Universität Berlin übernommen, das Projekt jedoch leider noch nicht ganz in der vorherigen Intensität fortgeführt.

 

Da ich vielen Studierenden und Kooperationspartnern versprochen habe, unsere bisherigen Ideen und Vorhaben auch aus der Schule heraus weiterzuentwickeln, denke ich auch weiterhin über eine ähnlich gestaltete Website nach. Auch die Funktion eines Austauschportals von Lehrkräften, Studierenden und anderen Interessierten, die die „uni at school"-Site zusätzlich erfüllen sollte, wird vielleicht irgendwann doch wieder von dieser Website übernommen werden. Im Moment fehlt mir dafür aber leider die Zeit...

 

Mit Beginn des Wintersemesters 2014/2015 habe ich neben meiner Tätigkeit in der Schule wieder einen Lehrauftrag für ein Seminar in der Lehrer/innenausbildung übernommen. Die alte Begeisterung war sofort wieder da und so habe ich dann auch für das nachfolgende Sommersemester zugesagt und bin dabei geblieben. Nur das Angebot, wieder als Lehrkraft für besondere Aufgaben dort tätig zu sein, schlage ich bewusst immer wieder aus. Einerseits erinnere ich mich daran, was 2012 der Grund war, meine Abordnung nicht verlängern zu wollen und andererseits werden inzwischen nur noch 2-Jahresverträge ohne eine Verlängerungsoption geschlossen. So werde ich wohl lieber dabei bleiben, meine beiden beruflichen Leidenschaften – die Schulpraxis und die Lehrer(innen)ausbildung – auf diesem Weg weiterhin miteinander zu verbinden. Dass ich dann ab und an auch immer mal wieder die Gelegenheit habe, Veröffentlichungen zu schreiben oder daran mitzuwirken, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Das hilft mir zusätzlich, die Praxis leben, aber im wissenschaftlichen Arbeiten drin bleiben zu können.

 

 

Johannes-Tews-Grundschule, Berlin-Nikolassee

 

Seit dem Schuljahr 2012/2013 bin ich als Konrektorin in der Johannes-Tews-Grundschule in Nikolassee tätig. In den ersten zwei Jahren war ich außerdem noch Klassenlehrerin einer 5. und 6. Klasse. Auch, wenn ich eigentlich nicht vorhatte, noch volle zwei Jahre als Konrektorin tätig zu sein, war das mit der Übernahme der Klassenleitung erst einmal besiegelt. Für mich verbot es sich schlichtweg, eine solche – noch dazu recht „eigenwillige" Klasse – vor Abschluss der 6. Klasse im Stich zu lassen, so dass ich mich zunächst um keinerlei Stellenausschreibungen bemüht, es jedoch auch genossen habe, wieder eine eigene Klasse zu führen. Anfänglich war das eine echte Herausforderung, denn nachdem viele Schülerinnen und Schüler mit dem Abschluss der 4. Klasse auf das Gymnasium gewechselt waren, blieb eine Klasse bestehen und zwei weitere wurden zu einer neuen – meiner – 5. Klasse zusammengelegt. Davon waren weder die Schülerinnen und Schüler noch die Eltern begeistert und so saßen mir am ersten Tag in der Klasse zwei „Lager" gegenüber, die beschlossen hatten, nichts miteinander zu tun haben zu wollen. Glücklicherweise hat das niemand sehr lange durchgehalten und auch, wenn es zeitweise ganz schön harte Arbeit miteinander war, haben sich am Ende Kinder voneinander und von mir verabschiedet, die zu einer Klassengemeinschaft zusammengewachsen sind, wie man sie sich besser kaum wünschen kann.

 

Für mich war das ein guter Zeitpunkt, um auch wieder an mich und meine eigene berufliche Weiterentwicklung zu denken. Im Schuljahr 2012/2013 hatte ich an einer mehrmonatigen und auch inhaltlich ausgesprochen umfangreichen „Qualifizierungsreihe für Lehrkräfte, die eine Tätigkeit in der Schulaufsicht anstreben" teilgenommen und diese erfolgreich abgeschlossen. Wie sich im Bewerberverfahren dann herausstellte, war das jedoch alles nicht ganz so umzusetzen, wie es zunächst angepriesen wurde und stellenrechtlich so einfach nicht zu lösen. Die Tätigkeit als Schulrätin setzt nämlich voraus, dass man mindestens schon einmal Schulleiterin ist. Da genügt es dann auch nicht – wie in meinem Fall – viele Jahre in der Schulleitung tätig zu sein und auch eine Schule lange Zeit allein geleitet zu haben, man benötigt die entsprechende Besoldungsstufe! Als dann klar war, dass sich im Auswahlverfahren allein vier Bewerber(innen) befanden, die mir – unabhängig von jeder Qualifikation – allein aufgrund ihrer Besoldungsstufe vorzuziehen waren, hat man mir nahegelegt, meine Bewerbung zurückzuziehen...

 

So habe ich im Frühjahr 2014 begonnen, mich nach interessanten Stellenausschreibungen für Schulleiterstellen umzusehen. Das, was für mich anfangs nur ein „Zwischenschritt" auf dem Weg in die Schulaufsicht sein sollte, ist inzwischen zu meinem erklärten Ziel geworden. Ich habe mich von dem gedanken, als Schulrätin tätig werden zu wollen, verabschiedet und sehe meine eigentliche „Bestimmung" inzwischen darin, eine Schule reativ und ideenreich leiten zu wollen. Mit mehreren Kolleginnen und Kollegen aus der Qualifizierungsreihe haben wir einen Führungskräftezirkel gebildet, in dem wir uns weiterhin immer mal wieder getroffen haben, um uns fachlich, aber auch persönlich, auszutauschen. Nach allem, was ich dort mitbekomme, bin ich inzwischen froh, dass sich meine ursprüngliche Bewerbung um eine Schulrätinnenstelle zerschlagen hatte. Die aktuelle gegebenen Voraussetzungen,der relativ enge Gestaltungsrahmen und die noch immer sehr starren strukturellen Vorgaben lassen viele unserer in der Fortbildung entwickelten Ideen schnell zu unerreichbaren Visionen werden. Inzwischen wusste ich, dass ich doch lieber „meine eigene" Schule persönlich und mit allem mir zur Verfügung stehenden Engagement gestalten möchte und so habe ich beschlossen, mich doch auf eine Stelle als Schulleiterin zu bewerben.

  

Und dann wollte es das Schicksal so, dass unser damaliger Schulleiter – während ich mich bereits in einem Schulleiter/innen-Auswahlverfahren in einem anderen Bezirk befand – seinen Weggang verkündete. Ende 2014 gab er ohne jede „Vorwarnung" in einer Dienstbesprechung plötzlich bekannt, dass er zum Ende des Schuljahres um seine Umsetzung gebeten hat und die Schule verlassen wird.

 

Zugegbenermaßen musste ich mich an diese Perspektive erst einmal gewöhnen, denn gerade die eigene Schule hatte ich nie im Blick, da diese Schulleiterstelle für mich nie zur Diskussion stand. Ich wusste immer, dass ich die Johannes-Tews-Grundschule irgendwann verlassen muss, um mich weiterentwickeln zu können, und nun sollte auch das plötzlich eine mögliche Zukunftsperspektive für mich sein? Mich mit dem Kollegium, das ich bereits kenne, gemeinsam auf den Weg zu machen und diese Schule weiter-, aber auch neu, denken zu können, war die völlig unerwartete Perspektive, an der ich zunehmend mehr Gefallen fand. 

 

Irgendwie kam dann aber auch hier wieder alles anders und es überrascht mich immer wieder, wie solche Dinge einfach immer so passieren und dabei nichts so wirklich planbar ist. Die Stelle wurde nicht rechtzeitig neu besetzt und ich wurde – nachdem ich es bereits ein halbes Jahr gemacht hatte – kommissarisch mit der Leitung der Schule beauftragt. Neben der viel länger als veranschlagt dauernden Renovierung und Sanierung unser Aula und der Toiletten, höchster Personalnot wegen langfristig erkrankter Kolleginnen und fehlender Lehrkräfte und Diskussionen um Raumbedarfe mit dem benachbarten Gymnasium verging der typische Schulalltag wie im Flug. Es gab immer gut zu tun, immer wieder neue Stundenpläne zu schreiben, wenn nach und nach Kolleginnen ihren Dienst wieder aufnahmen oder neue Lehrkräfte hinzukamen und auch darauf zu reagieren, dass zunehmend mehr Kindern mit sonderpädagogischen Besonderheiten oder ohne jegliche Deutschkenntnisse zu uns kamen.

 

Wieder stellte ich auch hier fest, dass ich das alles irgendwie gemanagt bekam, sich für alles immer eine Lösung findet und ich an all dem auch noch wirklich Freude habe und es richtig liebe! Im Kollegium war niemand bereit, den Konrektorenposten zu übernehmen und natürlich wurde die Stelle nicht nachbesetzt, weil ich sie ja noch innehatte. Die Schulaufsicht unternahm aber auch keine grpßartigen Bemühungen, jemanden zu benennen oder die Stelle kommissarisch von außen zu besetzen, obwohl wir aufgrund des großen Personalmangels zu diesem Zeitpunkt alle Möglichkeiten einer Besetzung geboten hätten. Man ging völlig selbstverständlich davon aus, dass ich nun mal die „ständige Vertreterin" der Schulleitung sei und das damit auch von mir erwartet werde. Freunde in der freien Wirtschaft können darüber immer nur den Kopf schütteln... Dank meiner bis dahin schon langjährigen Schulleitungserfahrung und einer ausgesprochen guten und erfahrenen Sekretärin schaffte ich es – trotz der formal zwei Jobs – das zu bewältigen, die Schule am Laufen zu halten und dabei nicht einmal krankheitsbedingt auszufallen. Wenn es anfangs nur selten möglich war, meinen Arbeitstag vor dem Dunkelwerden zu beenden und die Wochenenden vollständig genießen zu können, wurde das zum Ende der ingesamt zwei Jahre, die dieser Umstand andauerte, deutlich leichter.

 

Da sich in dieser Zeit im Zuge des Auswahlverfahrens und im Umgang von Menschen mit- und untereinander Besonderheiten ergeben haben, die mich noch heute manchmal ungläubig auf diese Zeit zurückblicken lassen, kann ich für mich zumindest feststellen, dass ich inzwischen deutlich gelassener geworden bin. Ich habe erneut lernen müssen, dass es bei Stellenbesetzungen im öffentlichen Dienst augenscheinlich nur sehr selten nach Leistung geht und das Erbringen hoher Leistungen oder der Nachweis einer guten Qualifikation auch schon mal eher hinderlich sein können. Im Endeffekt habe ich die Johannes-Tews-Grundschule zwei Jahre erfolgreich und ohne besondere Vorkommnisse geleitet. Wir haben nun eine neue informative Website, über die nicht nur alle Mitarbeiterinnen der Schule mit einer entsprechenden Mailadresse erreichbar sind, sondern über die beispielsweise auch die Vergabe von AG-Plätzen effektiv erfolgen und der Vertretungsplan für die Eltern jederzeit eingesehen werden kann. Es ist uns gelungen, die dringend benötigten Klassenräume von der Nachbarschule zurückzubekommen und einen sehr belastenden zusätzlichen Standort dafür aufgeben zu können, wir haben erfolgreich unser 90. Schuljubiläum begangen, unser Schulinternes Curriculum als eine der wenigen Schulen im Bezirk pünktlich abgegeben und entgegen aller bezirklichen Widrigkeiten verfügen nicht nur alle Klassenräume über eine zeitgemäße Medienausstattung mit Laptops, Beamern und Audiosystemen, sondern haben wir darüber hinaus zwei Laptopwagen mit modernen neuen Geräten ausgestattet sowie mehrere entsprechende Personalarbeitsplätze mit Laptops geschaffen. Am Ende wurde das Auswahlverfahren jedoch abgebrochen und mit einer Schulleiterin besetzt, die aus dem Auslandsschuldienst zurückgekehrt ist und für ihre letzten beiden bis zum Ruhestand verbleibenden Jahre ursprünglich gar nicht an unsere Schule wollte. Da weder sie noch ich etwas dafür konnten, wie die Situation war, haben wir uns beide bemüht, gemeinsam das Beste daraus zu machen – nur leider ist die Schule in ihrer Größe und der Vielschichtigkeit der Anforderungen schon auch besonders und war das in ihrer Situation dann wohl doch einfach zu viel.

 

Somit war ich nach einem Jahr erneut allein in der Schulleitung und habe mich doch noch einmal dem Auswahlverfahren gestellt. In diesem Jahr war aber vieles deutlich einfacher, denn es hatte sich zum Halbjahr eine junge Lehrerin bereiterklärt, die Schulleitung mit mir gemeinsam zu meistern und einen Teil der Konrektorenaufgaben zu übernehmen. Mit ihr macht die Arbeit nicht nur großen Spaß, sondern uns gelingt die Kooperation auch wirklich gut. Sie ist mir eine große Hilfe, eine loyale Partnerin und wir bilden zusammen ein wirklich gutes Team. Inzwischen sind beide Auswahlverfahren abgeschlossen und erfolgreich für uns ausgegangen, sodass wir unsere Zusammenarbeit in der Johannes-Tews-Grundschule nicht nur fortsetzen können, sondern mit einer erfolgreich absolvierten Schulinspektion darin auch schon bestätigt wurden. Nun hoffen wir, dass es uns möglichst lange vergönnt sein wird, so gemeinsam weiterarbeiten und noch viele gute Ideen erfolgreich umsetzen und voranbringen zu können.